Reisebericht Einreise aus Polen mit Auto Oktober 2021

  • Hallo Zusammen,


    nachdem ich schon einige Male von Informationen hier profitiert habe, möchte mal versuchen etwas zurück zu geben. Ich bin letzte Woche mit dem Auto aus Polen nach Belarus eingereist. Vielleicht kann jemand mit meinem Reisebericht etwas anfangen.


    Da es von mir zu Hause nach Minsk ca. 1600km sind und Google Maps eine Gesamt-Reisezeit von 17h angegeben hat, habe ich mir die Reise auf zwei Tage aufgeteilt. Los ging es also letzten Freitag Nachmittag gegen 15:00h. Ich wollte es bis hinter die Polnische Grenze schaffen, was mir auch bis etwa 22:00h gelungen ist.

    Hier habe ich bei Görlitz ein nettes Hotel auf Polnischer Seite gefunden, was ich für solche Übernachtungen wärmstes empfehlen kann. Es handelt sich um ein restauriertes kleines Schloss mit sauberen, freundlichen Zimmern und einem hervorragenden Frühstücksbuffet. Für eine Nacht inkl. Frühstück habe ich gerade mal 47€ gezahlt.

    Google Maps / booking.com


    Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann am Sonntag Morgen gegen 8:00 weiter einmal quer durch Polen zum Grenzübergang Kuznica / Bruzgi. In Polen war ich mir unsicher wegen Autobahnmaut, weil über der Autobahn ständig Anzeigen waren, dass man sich seit 01.Oktober bei E-Toll registrieren müsse. Ich habe dann extra nochmal angehalten und im Internet nachgeschaut (link). Da stand dann, dass zumindest bis 30. November die Maut für PKW auch noch manuell an Mautstellen gezahlt werden kann. Also bin ich weiter und auf der ganzen Strecke an keiner Mautstelle vorbei gekommen. Insgesamt war das Autofahren in Polen recht entspannt. Wenig Verkehr, nur bei Warschau mal ein kleiner Stau. Tempolimit 140kmh, tut gar nicht weh...


    Ich glaube gegen 15:00 war ich dann an der Grenze zu Belarus. Ein paar km vor der Grenze wurde ich schon mal von polnischer Polizei gestoppt und mach meinem Fahrziel gefragt. Ich denke, das war wegen des geltenden Ausnahmezustandes an der Grenze. Nachdem ich meinen Pass gezeigt hatte und angegeben habe, dass ich nach Minsk fahren wolle, durfte ich dann auch weiter fahren.

    Bei der Anfahrt an die Grenze hat mich zunächst mal die bestimmt 3km lange LKW Schlange geschockt. Ich bin langsam daran vorbei gefahren und habe im Stillen die LKW Fahrer bedauert. Wie lange die da wohl warten müssen? Ein paar Tage bestimmt...


    An der Grenze angekommen ging auf der polnischen Seite alles sehr schnell. Pass vorzeigen, ein kurzer Kontrollblick ins Fahrzeug, dass ich tatsächlich alleine bin, dann ging es auch schon weiter.

    Auf der belarussischen Seite hat es dann allerdings ca. 1,5h gedauert, obwohl bei den PKW eigentlich nichts los war. Ich konnte sofort an die "rote" Durchfahrt ran fahren (mit einem ausländischen Auto muss man immer "rot" nehmen, hatte ich vorher erfahren) und dann kam nach 5 Minuten auch schon der erste Grenzer. Er sprach leider nur schlecht Englisch und mein Russisch steckt auch noch in den Kinderschuhen. Aber irgendwie haben wir uns verstanden.

    Zunächst hat er mir nach Ansicht meines Passes erklärt, dass die Grenze für Ausländer geschlossen sei. Ich habe ihm dann meine Aufenthaltsgenehmigung und mein Visa im Pass gezeigt und da war er zufrieden. Dann gab er mir einen Vordruck, in den ich meine Adresse in Minsk eintragen solle. Ich fragte, wofür das sei und er sagte, das wäre für die 7 Tage Quarantäne wegen COVID. Ich zeigte ihm dann mein ausgedrucktes EU Impf-Zertifikat und damit war das Thema auch erledigt und ich brauchte den Zettel nicht auszufüllen. Anschließend ist er in sein Häuschen gegangen, ich musste ihm durchs Fenster nochmal alle Unterlagen reichen, er hat teilweise Kopien gemacht und die Registrierung durchgeführt und dann konnte ich nach nur 20 Minuten schon weiter fahren. Ich habe mich schon gefreut und dachte, na, das ging ja schnell.


    Aber leider kam ich nur 50m bis zur nächsten Schranke. Ich dachte, die macht jetzt bestimmt gleich jemand auf und dann kann ich weiter. Aber weit gefehlt, denn das vorher war nur die Einreisekontrolle und jetzt kam noch der Zoll. Erst mal hat es bestimmt 15 Minuten gedauert bis sich überhaupt jemand mit mir beschäftigt hat. Dann kam ein Zollbeamter der immerhin recht gut Englisch gesprochen hat. Er hat mir erklärt, dass ich für mein Auto eine Zollerklärung in zweifacher Ausfertigung ausfüllen müsse. Die gab es immerhin auch in Englisch und ich konnte die beiden Exemplare recht schnell ausfüllen. Bis dahin war der Kollege allerdings schon wieder weg und nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit kam dann ein anderer Kollege und hat die Dokumente an sich genommen. Ich solle solange am Auto warten. Nach einiger Wartezeit kam dann der erste Zollbeamte wieder und meinte, ich solle all mein Gepäck auf einen großen Tisch ausladen und die Koffer und Taschen öffnen. Einige Zeit nachdem ich das erledigt hatte kam er wieder und hat sich von mir erklären lassen, was das alles sei. Ich erklärte ihm, dass ein Koffer und eine Sporttasche mein persönliches Reisegepäck enthielten und dass der andere Koffer und die ALDI-Tasche Mitbringsel und Geschenke enthielten. Ich hätte für alles Rechnungen und Kassenzettel und alles zusammen sei nicht mehr wert als 500$ und nicht schwerer als 25kg. Er hat sich alles mal stichprobenartig angesehen, die Rechnungen wollte er aber nicht sehen und gewogen hat er den ganzen Kram auch nicht. Ich durfte dann alles wieder einräumen und nach einer weiteren Wartezeit kam dann der andere Kollege mit meiner Zollerklärung zurück, fertig gestempelt und unterschrieben. Sie erklärten mir dann, dass ich die Zollerklärung ja nicht verlieren dürfe und dass ich bis Anfang April wieder mit dem Auto ausreisen müsse. Ich lachte und sagte, das sei kein Problem.

    Und so war ich nach etwas über 1,5h endlich mit allem fertig und durfte tatsächlich nach Belarus einreisen.


    Direkt hinter der Grenze war dann auch eine Tankstelle und da ich fast schon auf Reserve war (in Belarus ist das Tanken viel günstiger als in Polen) habe ich erst mal (fast) vollgetankt. Warum nur fast? Weil man in Belarus vor dem Tanken in der Tankstelle sagen muss, wie viel man tanken will, erst mal bezahlt und dann erst tanken kann. Ich musste also grob schätzen, wie viel wohl rein passt, das war auch neu für mich.

    Die Fahrt nach Minsk war dann recht entspannt. Meistens durfte man sogar Tempo 120 fahren, also Tempomat rein und ganz gemütlich nach Minsk weiter. So gut wie kein Verkehr auf dem Land und auch in Minsk selbst war es dann am Samstag Abend recht ruhig. Erschöpft aber glücklich erreichte ich dann gegen 21:00 Ortszeit nach etwa 3h Fahrzeit unser zu Hause. Das erste Mal mit dem Auto in Minsk und alles ist gut gegangen.


    Zum Abschluss mal noch eine Liste aller Dokumente, die ich dabei hatte und eine kurze Erläuterung, ob ich sie gebraucht habe oder nicht.


    Reisepass mit Aufenthaltsgenehmigung und Visum (Ich habe nicht gesehen, dass das Visum näher angeschaut wurde, die Aufenthaltsgenehmigung schon)

    Notariell beglaubigte Übersetzung des Reisepasses (Habe ich nicht gebraucht, hatte ich aber noch vom Wohnungskauf)

    Unterlagen über meine gekaufte Wohnung in Minsk (brauchte ich nicht)

    EU-Führerschein und beglaubigte Übersetzung (wurde nicht kontrolliert, brauch ich wahrscheinlich nur, wenn ich mal in eine Verkehrs-Kontrolle komme)

    Zulassung und Vollmacht meiner Firma, dass ich den Firmenwagen auch im Ausland fahren darf (Zulassung wurde kontrolliert, Vollmacht wollte niemand sehen)

    "Grüne" Versicherungskarte fürs Ausland, die jetzt weiß ist (wurde kontrolliert)

    Nachweis über Auslandskrankenversicherung (wurde nicht kontrolliert, vielleicht wegen Visum und Aufenthaltsgenehmigung?)

    EU COVID-19 Impfzertifikat (wurde kontrolliert und ohne Nachfragen anerkannt)

    BelToll Registrierung für e-Vignette (wurde nicht kontrolliert)


    Vielleicht kann ich irgendjemand der/die ähnliches vorhat, mit meinem Bericht ein wenig helfen. Ich selbst war vor der Reise wenig unsicher, ob ich alles habe, was ich brauche und etwas aufgeregt ob der Dinge, die da auf mich zu kommen. Vielleicht kann ich mit dem Bericht Anderen die Unsicherheit ein wenig nehmen.


    Und hier noch ein paar Links, unter denen ich mich über die Einreisemodalitäten schlau gemacht habe:


    Botschaft Belarus in Deutschland

    Grenzschutz

    Zoll


    Über Feedback oder Fragen würde ich mich freuen!

  • andi_s

    vielen Dank für den Informativen und ebenso ausführlichen Bericht! :thumbup:

    Bei der Anfahrt an die Grenze hat mich zunächst mal die bestimmt 3km lange LKW Schlange geschockt

    Das ist doch noch gar nichts...
    An der Grenze zu Litauen stehen nach heutigen Angaben des Staatlichen Grenzkomitees sage und schreibe 340 Lastkraftwagen am Grenzübergang Kamenny Log, 275 bei Privalki und 270 bei Benyakoni und laut den Sputiknews aus Litauen sollen es am 26. September sogar mehr im gesamten als 1600 Lastwagen gewesen sein. Denke,dass dürften sicher ein paar Kilometer mehr gewesen sein. Sei entsprechend froh, dass Du nicht selbst auf einen der Rösser gesessen hast ;)

    Aber leider kam ich nur 50m bis zur nächsten Schranke. Ich dachte, die macht jetzt bestimmt gleich jemand auf und dann kann ich weiter. Aber weit gefehlt

    Solch Abenteuer sind (leider) keine Seltenheit und kommen immer mal wieder vor. Manchmal wird ein der Eindruck vermittelt, als das alles der Laune nach abgearbeitet wird. Erst vor kurzem musste ein guter Freund von mir auch ein Märchen erleben. Dies allerdings ohne einen guten Ende wie ich bereits unter "Eine Odyssee an der Grenze PL/BY" geschrieben hatte.


    Gruss,
    Andreas

  • Schöner Bericht andi s, die Erinnerung an zig Tipps (mal so auf 80 Hin und zurück) mit Grenzüberschreitungen kommen da hoch. Eins kann ich mit Bestimmtheit sagen,

    niemals war es so wie bei der vorigen Einreise.

    Mal entspannt und mal völlig nervlich. Wir haben nette und weniger nette BY Beamten(innen) kennengelernt.Schlimm empfand ich (wir) die Ausreise/Einreise BY nach

    Polen -hier wurdedie alte Mär vom faulen Polen jedesmal bestätigt. Da war es völlig Egal das wir EU Bürger waren, oft hatten wir den Eindruck das die organisierten

    Schmucklerbanden aus Polen an beiden Grenzen besonders fix abgefertigt wurden!


    Die Lange Schlange der LKW-Fahrer kann ich bestätigen, wir hatten einmal gezählt und dann bei 300 Fahrzeugen aufgehört. Die Stand vo Kuckuriku? Bis zur Abfahrt

    (Links) von der Hauptstraße. Das im harten Winter. Die meisten jahre sind wir immer im Januar gefahren. Der Grund, die Humanitäre Hilfe sollte am 7.Januar zu

    Weihnachten :evergreen_tree::evergreen_tree::evergreen_tree:bei den Empfängern sein. Sie war auch immer pünktlich da.


    Ja, wer eine Reise tut, der kann etwas erzählen ...:articulated_lorry::articulated_lorry::articulated_lorry: Mir fehlt es im Moment sehr, schitt Corona!

  • Wie bereits von andi_s und mir, in meinen vorherigen Beitrag berichtet wurde, gibt es eine sehr groß LKW-Warteschlange an den Grenzkontrollpunkt Brest/Terespol, so wie auch BrestCity.com heute berichtete. Da jedoch Bilder mehr als tausend Worte sagen, hier ein paar interessante Bilder zur aktuellen Situation vom 10.10.2021 aus dem Artikel von BrestCity.com:


    fury_vysota6.jpgfury_vysota4.jpgfury_vysota1.jpgfury_vysota2.jpgfury_vysota7.jpgfury_vysota5.jpg


    Das erstere Bild, samt der Anzeigetafel auf dem letzten Bild, lässt erahnen wie lang die LKW-Warteschlange ist. Laut BrestCity sollen dies mehr als 800 LKW's betreffen und das bei einer Länge von 20 Kilometern! Ich wünsche nur, dass keiner, weder von unseren Mitgliedern und Gästen, und auch sonst niemand in solch einer Warteschlange anstehen muss und das besonders bei den nun bereits eingesetzten frostigen Temperaturen.


    Gruss,
    Andreas

  • Globetrotter
    zuerst einmal willkommen auf Belarusinfo ;)


    Persönlich wohne ich (selbst geb. deutscher) seit 2013 in Belarus und bisher sind mit keine Unannehmlichkeiten vorgekommen. Eher im Gegenteil, denn die Belarussen*innen sind eher Gastfreundlich, so dass Du Dir hier als Deutscher keine Gedanken oder Sorgen machen müsstest. Derweil kenne ich hier in Belarus schon einige Deutsche die bereits vor oder nach mir ausgewandert sind und ebenso noch weitere die noch auswandern wollen. Zwar sind nicht alle von denen hier registriert (lesen nur still mit), jedoch kann ich Dir sagen, dass diese das gleiche sagen würden.


    Gruss,
    Andreas

  • Hallo Globetrotter und Alle Anderen,


    ich bin zwar nicht ausgewandert, aber seit 15 Monaten regelmäßig auch länger in Minsk. Ich kann meinem Namensvetter nur beipflichten, ich werde persönlich immer gut behandelt und hatte noch nie größere Probleme. Ganz im Gegenteil, wenn ich mich gegenüber normalen Belarussen manchmal als Deutscher zu erkennen gebe (weil mein Russisch nun mal noch nicht so gut ist...) erlebe ich häufig, dass die Leute über das ganze Gesicht strahlen, mich herzlich begrüßen und manchmal versuchen irgendwelche Deutschen Brocken in ihrem Wortschatz raus zu kramen. Erstaunlicherweise gerade auch ältere Leute, die vielleicht noch (Nach-)Kriegserfahrungen haben und bei denen ich vollstes Verständnis hätte, wenn sie nicht gut auf Deutsche zu sprechen wären.

    Dass das eigene Volk schikaniert wird, kann ich so generell auch nicht unterschreiben. Was ich im allgemeinen mit bekomme ist, dass die "normalen" Menschen auch ganz normal und in Ruhe arbeiten und leben können. Bei Behördengängen gerät man manchmal / oft an irgendwelche Wichtigtuer und Paragraphenreiter, die sich aufspielen, weil sie eine Uniform tragen. Aber mit Ruhe und Geduld und Einbeziehung des Vorgesetzten konnten wir zumindest bisher immer alles lösen.

    Wenn man natürlich öffentlich gegen den Präsidenten oder die Regierung angeht, muss einem klar sein, dass man sich in größte Gefahr begibt, die über "Schikane" noch deutlich hinaus geht. Ich möchte auch betonen, dass ich das aufs schärfste verurteile. Aber so ist die Situation nun mal und jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er damit umgeht.


    Viele Grüße,

    Andreas

  • Hallo Andreas,


    sehr schöner und ausführlicher Bericht. Da kann man richtig mitfühlen, wenn man das auch schon erlebt hat.

    Die Wartezeiten an der Grenze und das Gebaren sind nicht immer nachvollziehbar. Wir haben es an der Grenze bei Brest/Terespol im Dez. 2014 bei der Einreise auf etwa 9 h gebracht. Danach waren wir auch etwas geplättet. In 2015 und 2016 waren wir etwas schneller, meine so um 3..4 h. Das war dann etwas anehmnbarer.


    Wir (meine Frau unser Sohn und Ich) denken gerade darüber nach, ob wir uns demnächst auch nochmal den Weg wagen, um den Enkel seinen Großeltern persönlich vorzustellen.
    Da hätte ich ein paar Fragen - ich glaube aber, dass ich besser einen eigenen Thread erstelle.


    Gruß Matthias.

  • Guten Morgen Zusammen,


    im Prinzip ist meinem Bericht aus dem Oktober letzten Jahres nicht viel hinzuzufügen.

    Durch die Aufhebung der Einschränkungen für Belarussische Staatsbürger war es an der Grenze etwas voller, als beim letzten Mal. Habe insgesamt ca. 2h an der Grenze gebraucht. Samstag Mittag ca. 12-14h.

    Was mir Zeit gespart hat war, dass ich diesmal das Zollformular für den PKW schon zu Hause ausgefüllt und ausgedruckt hatte. Hier der Link dazu. Ggf. müsst ihr aus D einen BY-Proxy Server nutzen.

    Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich nett und freundlich behandelt wurde und dass alles sehr reibungslos gelaufen ist. Ich musste auch nicht mein Handy entsperren und übergeben, damit man nach Staatsfeindlichen Postings suchen konnte, wie man es teilweise jetzt von Russischen Grenzen hört.


    Viele Grüße aus Minsk,

    Andreas

  • Was mir Zeit gespart hat war, dass ich diesmal das Zollformular für den PKW schon zu Hause ausgefüllt und ausgedruckt hatte. Hier der Link dazu. Ggf. müsst ihr aus D einen BY-Proxy Server nutzen.

    Ab sofort auch bei uns in allen Sprachen (deutsch, englisch, französisch, polnisch, belarussisch und russisch) zu finden: Passagier Zollanmeldung ;)


    Gruss,
    Andreas

  • Hallo Zusammen,


    ich mache mir aktuell etwas Gedanken, über meine Rückreise nach D Anfang Mai mit dem Auto. Nach dem Wegfall der Ausreisebeschränkungen für Belarussen scheint es an den Grenzübergängen zu Polen jetzt auch längere PKW Warteschlangen zu geben. Unter https://belarusborder.by/ gibt es wohl ein System, mit dem man elektronisch einen Platz in der Warteschlange buchen kann. Hat da jemand Erfahrung damit? Lohnt sich das? Oder steht man nachher doch nur in einer langen PKW Warteschlange, an der man auch bei elektronischer Buchung nicht vorbei kommt?


    Vielen Dank für Eure Erfahrungsberichte!


    Andreas

  • andi_s

    persönlich kenne ich das System nicht, jedoch kann ich Dir von Berichten und Freunden mitteilen, dass dieses wohl sehr gut funktioniert. Am Grenzübergang selbst kann mit einer elektronischen Reservierung direkt vorgefahren werden. Ob es sich hierbei um ein gesonderten Kanal / gesonderte Spur handelt ist mir jedoch entfallen. Lohnen tut sich dieses letztlich aber auch nur dann, wenn wirklich hohes Verkehrsaufkommen am Grenzübergang aufkommt. Wichtig ist bei einer elektronischen Reservierung nur, dass der Reservierende auch pünktlich (besser etwas früher) am Grenzübergang eintrifft. Sollte es zu diesem Zeitpunkt mehrere Reservierungen geben, so kann es natürlich auch vorkommen, dass etwas Wartezeit entsteht. Allerdings wird dies dann bedeutend weniger sein, als wenn jemand ohne eine elektronische Reservierung an der Grenze stehen würde.

    Der Ablauf

    1. Verkehrsaufkommen am gewünschten Grenzübergang prüfen
      - Grenzkontrollpunkte und Webcams
      - Informationen zum Verkehrsaufkommen auf der offiziellen Seite des Grenzkomitees (russ. / engl.)
    2. Anmeldung / Registrierung
      Für das nutzen der elektronischen Reservierung ist eine Anmeldung / Registrierung auf Belarusborder.by erforderlich!
    3. Persönliche Angaben
      Nach der Anmeldung / Registrierung auf Belarusborder müssen dort Angaben zum Fahrzeug, der Person und dessen persönlichen Daten, sowie der Ankunft (Datum und Uhrzeit) gemacht werden.
    4. Bezahlung
      Die Gebühr für die elektronische Reservierung beläuft sich derzeit auf 32 BYN (ca. 9,64$ / 8,89€) und kann per Webpay oder ERIP (russ. ЕРИП) beglichen werden. Letzteres ist per Terminal in jeder Bank, Internet-Banking und M-Banking (mobiles Banking) möglich. Hier wie folgt wählen:

      Zahlungsfunktion ERIP (russ. Расчет (ЕРИП))
      Internet-Shop / Service (russ. Интернет-магазины / сервисы)
      Buchstabe "B" (russ. "Б")
      Belarusborder.by - Buchung (russ. Belarusborder.by -бронирование)

      Im folgenden müssen noch persönliche Angaben gemacht werden, welche zwingend mit denen im Reisepass / Ausweis / Aufenthaltsgenehmigung / etc. übereinstimmen müssen! Auch ist es empfehlenswert den Beleg über die Bezahlung des Dienstes ausdrucken zu lassen bzw. selbst auszudrucken!
    5. Abschluss der Reservierung
      Auch mit dem Abschluss der Reservierung unter Belarusborder.by ist es empfehlenswert sich dieses empfehlenswert sich dieses auszudrucken oder, insofern die Reservierung über das Smartphone getätigt wurde mittels Screenshot zu speichern. Dies dient jedoch lediglich zu Sicherheitsgründen für eigene Zwecke bzw. zur Vorlage bei ggfls. aufkommenden Nachfragen.
    6. Anreise
      Wie hier unter Punkt 3, bei Belarusborder.by im Abschnitt Anreise-Zeitpunkt angegeben wurde, sollte dieser natürlich auch eingehalten werden. Empfehlenswert ist es hingegen etwa 15min früher an der Grenze einzutreffen. Nach der Ankunft an der Grenze kann direkt vorgefahren werden. Ob es sich hierbei um ein speziellen Kanal bzw. eine Spur handelt ist mir jedoch leider entfallen. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass hier jemand bestimmt nähere Informationen dazu geben kann. Andernfalls kann ich dies natürlich auch gerne erfragen und hier davon berichten.

    Gruss,
    Andreas

  • andi_s

    mit der genauen Funktionsweise des ERIP's (oder anderen Informationen in meinen letzten Beirag) wollte ich auch nicht sagen, dass Du es nicht kennst oder Dich gar dumm darstellen, sondern viel mehr die Informationen auch für andere Mitglieder und Gäste bereit stellen ;)

    Was den weiteren betrifft, so kenne ich aus Deutschland auch nur die üblichen Überweisungen. Vergleichbares wie ERIP ist mir auch nicht bekannt, aber wäre sicherlich eine Erleichterung. Im großen und ganzen somit auch ein weiterer Punkt (mal abseits von der Internetversorgung) wo das moderne Deutschland hinterher hinkt. Aber das ist ein anderes Thema ...


    Gruss,
    Andreas

  • Anreise
    Wie hier unter Punkt 3, bei Belarusborder.by im Abschnitt Anreise-Zeitpunkt angegeben wurde, sollte dieser natürlich auch eingehalten werden. Empfehlenswert ist es hingegen etwa 15min früher an der Grenze einzutreffen. Nach der Ankunft an der Grenze kann direkt vorgefahren werden. Ob es sich hierbei um ein speziellen Kanal bzw. eine Spur handelt ist mir jedoch leider entfallen. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass hier jemand bestimmt nähere Informationen dazu geben kann. Andernfalls kann ich dies natürlich auch gerne erfragen und hier davon berichten.

    Hallo Zusammen,

    nach meiner Rückreise letzten Fr/Sa möchte ich meinem Reisebericht noch ein Kapitel bzgl. der Reservierung eines Platzes in der Warteschlange. Leider hat das bei mir nicht ganz wie erwartet geklappt, was wohl an meiner Unwissenheit und meinen immer noch mangelnden Sprachkenntnissen lag.


    1. Man sollte nicht, sondern muss zwingend vor der angegeben reservierten Zeit an der Grenze ankommen. Auch wenn man nur wenige Minuten später da ist, verfällt die Reservierung und das bezahlte Geld wird auch nicht erstattet.

    2. Man kann auch nicht direkt zur Grenze vor fahren, sondern muss trotz Reservierung erst mal auf einen "Warte-Parkplatz" einfahren. Dort wird das Kennzeichen bei der Einfahrt erfasst und mit Reservierung erhält man dann eine priorisierte Freigabe zur Grenze.

    Das gilt alles zumindest für die Grenze bei Bobrowniki / Berastawiza.


    Wie ist es mir ergangen?

    Ich hatte für letzten Freitag einen Grenzübertritt zwischen 20-21 Uhr gebucht. Ich war auch pünktlich gegen 19:45 an der Grenze. Ca. 5km vor der Grenze hatte ich ein Schild mit einem Hinweis auf eine "Waiting Area" (ja, tatsächlich auch in Englisch) gesehen. Ich hatte ja aber die Reservierung und dachte eben, ich müsse da nicht warten und bin weiter Richtung Grenze gefahren. Ca. 2km weiter hat dann eine Polizeieinheit nochmal eine Kontrolle durchgeführt. Leider hat mein Russisch nicht ausgereicht um zu verstehen, was der Polizist von mir wollte. Ich habe versucht ihm begreiflich zu machen, dass ich nach Deutschland wolle und eine Reservierung hätte. Hat aber wohl nicht geklappt. Leider sprach der Polizist kein bisschen Englisch, aber nach einigen erfolglosen Kommunikationsversuchen hat er mich dann weiter fahren lassen.

    An der Grenze angekommen habe ich mich in eine kurze Schlange eingereiht. Aber an der ersten "Vor-Kontrolle" wollte wieder ein Polizist irgendwas von mir, was ich nicht verstanden habe. Er hat dann einen Kollegen geholt, der ein klein wenig Englisch sprach. Der hat mir auf Google Maps diese "Waiting Area" gezeigt und mir zu verstehen gegeben, dass ich dahin zurück müsse. Ich habe ihm die E-mail mit meiner Reservierung gezeigt, die hat ihn aber nicht sonderlich interessiert.

    Also wieder zurück zu der Waiting-Area. Gegen 20:10 bin ich da, durch die Einlass-Schranke gefahren und war erst mal ziemlich verloren. Es gab erst mal keine weiterführenden Hinweise und mein Belarussisches Mobil-Netz (LIFE, Notiz an mich selbst: beim nächsten Besuch eine SIM-Karte von MTS besorgen, die hatten da 4G) hat auch nicht funktioniert. Der Parkplatz war voll mit Wartenden und ich habe versucht mich durch zu fragen. Der erste Belarusse, der etwas Englisch sprach meinte, man müsse hier einfach warten bis das eigene Nummernschild auf einer großen Leuchtanzeige angezeigt wird. Das könne an dem Tag aber 3-4h dauern. Dann habe ich eine Wagen mit einem Deutschen Kennzeichen gefunden. Insasse war ein Russe, der gerade seine Eltern in Russland besucht hatte und jetzt wieder auf dem Weg zurück nach Bremerhaven war. Er sprach besser Deutsch als ich Russisch und hat mir das Procedere nochmal erklärt. Ich sagte ihm, dass ich eigentlich eine Reservierung für jetzt hatte und er ging mit mir in ein kleines Büro, um deswegen nachzufragen. Dort sagte man ihm lapidar, ich sei zu spät hier gewesen, sei erst 20:09 durch die Schranke gefahren. Ich hätte aber vor 20:00 da sein müssen.

    Also hieß es warten...

    Zum Glück waren das aber keine 3-4 Stunden, sondern nur knapp 1,5 Stunden. Ich habe dann vorsichtshalber ein Foto von meinem Nummernschild auf der Leuchtanzeige gemacht, damit ich das nachweisen kann, dass ich jetzt dran bin. Dieses Foto habe ich dann bei der Kontrolle vor der Grenze und bei der ersten Kontrolle an der Grenze vorgezeigt, und damit durfte ich dann endlich bis zur Grenze vor fahren. Insgesamt hat die Abfertigung an der Belarussischen und Polnischen Grenze dann nochmal 2 Stunden gedauert und nach ca. 4 Stunden war ich endlich wieder in der EU.


    Fazit: Reservierung kann sich lohnen, wenn man weiß wie. MTS ist besser als LIFE in abgelegenen Gegenden. Russen und Belarussen helfen gerne einem verlorenen Deutschen. Die eigentliche Abfertigung an der Grenze dauert immer ca. 2 Stunden. Man lernt nie aus...