Hallo Zusammen,
nachdem ich schon einige Male von Informationen hier profitiert habe, möchte mal versuchen etwas zurück zu geben. Ich bin letzte Woche mit dem Auto aus Polen nach Belarus eingereist. Vielleicht kann jemand mit meinem Reisebericht etwas anfangen.
Da es von mir zu Hause nach Minsk ca. 1600km sind und Google Maps eine Gesamt-Reisezeit von 17h angegeben hat, habe ich mir die Reise auf zwei Tage aufgeteilt. Los ging es also letzten Freitag Nachmittag gegen 15:00h. Ich wollte es bis hinter die Polnische Grenze schaffen, was mir auch bis etwa 22:00h gelungen ist.
Hier habe ich bei Görlitz ein nettes Hotel auf Polnischer Seite gefunden, was ich für solche Übernachtungen wärmstes empfehlen kann. Es handelt sich um ein restauriertes kleines Schloss mit sauberen, freundlichen Zimmern und einem hervorragenden Frühstücksbuffet. Für eine Nacht inkl. Frühstück habe ich gerade mal 47€ gezahlt.
Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann am Sonntag Morgen gegen 8:00 weiter einmal quer durch Polen zum Grenzübergang Kuznica / Bruzgi. In Polen war ich mir unsicher wegen Autobahnmaut, weil über der Autobahn ständig Anzeigen waren, dass man sich seit 01.Oktober bei E-Toll registrieren müsse. Ich habe dann extra nochmal angehalten und im Internet nachgeschaut (link). Da stand dann, dass zumindest bis 30. November die Maut für PKW auch noch manuell an Mautstellen gezahlt werden kann. Also bin ich weiter und auf der ganzen Strecke an keiner Mautstelle vorbei gekommen. Insgesamt war das Autofahren in Polen recht entspannt. Wenig Verkehr, nur bei Warschau mal ein kleiner Stau. Tempolimit 140kmh, tut gar nicht weh...
Ich glaube gegen 15:00 war ich dann an der Grenze zu Belarus. Ein paar km vor der Grenze wurde ich schon mal von polnischer Polizei gestoppt und mach meinem Fahrziel gefragt. Ich denke, das war wegen des geltenden Ausnahmezustandes an der Grenze. Nachdem ich meinen Pass gezeigt hatte und angegeben habe, dass ich nach Minsk fahren wolle, durfte ich dann auch weiter fahren.
Bei der Anfahrt an die Grenze hat mich zunächst mal die bestimmt 3km lange LKW Schlange geschockt. Ich bin langsam daran vorbei gefahren und habe im Stillen die LKW Fahrer bedauert. Wie lange die da wohl warten müssen? Ein paar Tage bestimmt...
An der Grenze angekommen ging auf der polnischen Seite alles sehr schnell. Pass vorzeigen, ein kurzer Kontrollblick ins Fahrzeug, dass ich tatsächlich alleine bin, dann ging es auch schon weiter.
Auf der belarussischen Seite hat es dann allerdings ca. 1,5h gedauert, obwohl bei den PKW eigentlich nichts los war. Ich konnte sofort an die "rote" Durchfahrt ran fahren (mit einem ausländischen Auto muss man immer "rot" nehmen, hatte ich vorher erfahren) und dann kam nach 5 Minuten auch schon der erste Grenzer. Er sprach leider nur schlecht Englisch und mein Russisch steckt auch noch in den Kinderschuhen. Aber irgendwie haben wir uns verstanden.
Zunächst hat er mir nach Ansicht meines Passes erklärt, dass die Grenze für Ausländer geschlossen sei. Ich habe ihm dann meine Aufenthaltsgenehmigung und mein Visa im Pass gezeigt und da war er zufrieden. Dann gab er mir einen Vordruck, in den ich meine Adresse in Minsk eintragen solle. Ich fragte, wofür das sei und er sagte, das wäre für die 7 Tage Quarantäne wegen COVID. Ich zeigte ihm dann mein ausgedrucktes EU Impf-Zertifikat und damit war das Thema auch erledigt und ich brauchte den Zettel nicht auszufüllen. Anschließend ist er in sein Häuschen gegangen, ich musste ihm durchs Fenster nochmal alle Unterlagen reichen, er hat teilweise Kopien gemacht und die Registrierung durchgeführt und dann konnte ich nach nur 20 Minuten schon weiter fahren. Ich habe mich schon gefreut und dachte, na, das ging ja schnell.
Aber leider kam ich nur 50m bis zur nächsten Schranke. Ich dachte, die macht jetzt bestimmt gleich jemand auf und dann kann ich weiter. Aber weit gefehlt, denn das vorher war nur die Einreisekontrolle und jetzt kam noch der Zoll. Erst mal hat es bestimmt 15 Minuten gedauert bis sich überhaupt jemand mit mir beschäftigt hat. Dann kam ein Zollbeamter der immerhin recht gut Englisch gesprochen hat. Er hat mir erklärt, dass ich für mein Auto eine Zollerklärung in zweifacher Ausfertigung ausfüllen müsse. Die gab es immerhin auch in Englisch und ich konnte die beiden Exemplare recht schnell ausfüllen. Bis dahin war der Kollege allerdings schon wieder weg und nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit kam dann ein anderer Kollege und hat die Dokumente an sich genommen. Ich solle solange am Auto warten. Nach einiger Wartezeit kam dann der erste Zollbeamte wieder und meinte, ich solle all mein Gepäck auf einen großen Tisch ausladen und die Koffer und Taschen öffnen. Einige Zeit nachdem ich das erledigt hatte kam er wieder und hat sich von mir erklären lassen, was das alles sei. Ich erklärte ihm, dass ein Koffer und eine Sporttasche mein persönliches Reisegepäck enthielten und dass der andere Koffer und die ALDI-Tasche Mitbringsel und Geschenke enthielten. Ich hätte für alles Rechnungen und Kassenzettel und alles zusammen sei nicht mehr wert als 500$ und nicht schwerer als 25kg. Er hat sich alles mal stichprobenartig angesehen, die Rechnungen wollte er aber nicht sehen und gewogen hat er den ganzen Kram auch nicht. Ich durfte dann alles wieder einräumen und nach einer weiteren Wartezeit kam dann der andere Kollege mit meiner Zollerklärung zurück, fertig gestempelt und unterschrieben. Sie erklärten mir dann, dass ich die Zollerklärung ja nicht verlieren dürfe und dass ich bis Anfang April wieder mit dem Auto ausreisen müsse. Ich lachte und sagte, das sei kein Problem.
Und so war ich nach etwas über 1,5h endlich mit allem fertig und durfte tatsächlich nach Belarus einreisen.
Direkt hinter der Grenze war dann auch eine Tankstelle und da ich fast schon auf Reserve war (in Belarus ist das Tanken viel günstiger als in Polen) habe ich erst mal (fast) vollgetankt. Warum nur fast? Weil man in Belarus vor dem Tanken in der Tankstelle sagen muss, wie viel man tanken will, erst mal bezahlt und dann erst tanken kann. Ich musste also grob schätzen, wie viel wohl rein passt, das war auch neu für mich.
Die Fahrt nach Minsk war dann recht entspannt. Meistens durfte man sogar Tempo 120 fahren, also Tempomat rein und ganz gemütlich nach Minsk weiter. So gut wie kein Verkehr auf dem Land und auch in Minsk selbst war es dann am Samstag Abend recht ruhig. Erschöpft aber glücklich erreichte ich dann gegen 21:00 Ortszeit nach etwa 3h Fahrzeit unser zu Hause. Das erste Mal mit dem Auto in Minsk und alles ist gut gegangen.
Zum Abschluss mal noch eine Liste aller Dokumente, die ich dabei hatte und eine kurze Erläuterung, ob ich sie gebraucht habe oder nicht.
Reisepass mit Aufenthaltsgenehmigung und Visum (Ich habe nicht gesehen, dass das Visum näher angeschaut wurde, die Aufenthaltsgenehmigung schon)
Notariell beglaubigte Übersetzung des Reisepasses (Habe ich nicht gebraucht, hatte ich aber noch vom Wohnungskauf)
Unterlagen über meine gekaufte Wohnung in Minsk (brauchte ich nicht)
EU-Führerschein und beglaubigte Übersetzung (wurde nicht kontrolliert, brauch ich wahrscheinlich nur, wenn ich mal in eine Verkehrs-Kontrolle komme)
Zulassung und Vollmacht meiner Firma, dass ich den Firmenwagen auch im Ausland fahren darf (Zulassung wurde kontrolliert, Vollmacht wollte niemand sehen)
"Grüne" Versicherungskarte fürs Ausland, die jetzt weiß ist (wurde kontrolliert)
Nachweis über Auslandskrankenversicherung (wurde nicht kontrolliert, vielleicht wegen Visum und Aufenthaltsgenehmigung?)
EU COVID-19 Impfzertifikat (wurde kontrolliert und ohne Nachfragen anerkannt)
BelToll Registrierung für e-Vignette (wurde nicht kontrolliert)
Vielleicht kann ich irgendjemand der/die ähnliches vorhat, mit meinem Bericht ein wenig helfen. Ich selbst war vor der Reise wenig unsicher, ob ich alles habe, was ich brauche und etwas aufgeregt ob der Dinge, die da auf mich zu kommen. Vielleicht kann ich mit dem Bericht Anderen die Unsicherheit ein wenig nehmen.
Und hier noch ein paar Links, unter denen ich mich über die Einreisemodalitäten schlau gemacht habe:
Botschaft Belarus in Deutschland
Über Feedback oder Fragen würde ich mich freuen!